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Channel: Klokain-Kartell
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Ab morgen trinke ich zwei Flaschen Whiskey — Täglich

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Image by Enric Fradera

Ich werde mich auf Alkohol-Diät setzen. Natürlich nur für einen begrenzten Zeitraum. Sagen wir zehn Jahre. Anfangen werde ich mit irischem Pot Still Whiskey. Der ist süffig und haut richtig rein. Und es gibt davon viele Sorten, die ich noch nicht probiert habe. Bier kommt nicht in Frage, denn als Genießer-Typ halte ich diesen Geschmack nicht lange durch.

 

Der Grund

Ich kenne jemanden, der hat sich seit vergangene Woche auf Whisky-Diät gesetzt. Er hat schon 7 Tage verloren.

Eigentlich brauche ich selber keinen Grund zum trinken. Ich kann es genauso gut auch ohne. Statt einen Grund habe ich ein klares Motiv und einen festen Willen.

Also, meine Motive wären folgende:

Es ist gut für die Figur. Regelmäßiges Saufen beugt Fettleibigkeit vor. Langfristig. Das bedeutet allerdings erst einmal ein mittelfristiges (und hoffentlich) moderates Aufdunsen des Körpers. Das nehme ich bewusst in Kauf, denn das ist, genau wie das ausgegebene Geld dafür, eine Investition in die Zukunft.

Es ist erwiesen, dass langjährige Kampftrinker – und das ist der springende Punkt – spätestens nach Absetzen des Alkohols sehr rasch schlank werden. Meist noch schlanker als zuvor. Und sie bleiben schlank. Das heißt, egal, wie viel sie essen, sie können gar nicht mehr dick werden. Nie wieder. Mit anderen Worten, die schwersten Trinker sind die leichtesten Personen. [Frag einfach irgend einen alten britischen Rockstar.]

Von Ausnahmen abgesehen, sind die meisten Alkoholiker dünn. Den Ausnahmen aber fehlt es an Disziplin. Sie trinken nicht regelmäßig hohe Mengen. Sie schlagen nur ab und zu mal über die Stränge. Und zwischendurch, wenn es nichts zu saufen gibt, dann fressen sie dadurch mehr. Das heißt, wer schlank bleiben will, der muss dran bleiben. Täglich, ohne Unterlass.

Das Positive am regelmäßigen Trinken ist, man gewöhnt sich nach und nach daran. Nach einiger Zeit ergibt sich dadurch Spielraum nach oben und die ersten Erfolgserlebnisse stellen sich ein. Schon nach zwei Jahren Irish Whiskey säufst du sogar die Russen unter dem Tisch.

Whiskey macht kreativ. Fast alle großen Schriftsteller und Künstler waren gestandene Suffköppe. Und sie bevorzugten Sprit vom Feinsten. Guter irischer Stoff ist wie Super Plus für Schreiber.

Viele Blogger wirken mir zu nüchtern. Besonders die keimfreien Deutschen. Viele von denen ähneln sich so sehr, dass es egal ist, bei wem du gerade liest. Ausnahmen gibt es auch hier. Aber bei denen kannst du per Suchfunktion schnell heraus finden, dass sie einen guten Tropfen nicht abgeneigt sind.

 

Extremer Selbstzweck

[Ab dieser Stelle wird der Beitrag etwas schwierig zu lesen, da es ohne Alkohol weiter geht….]

Das ganze Vorhaben klingt sicherlich etwas gewagt. Deshalb muss ich dir jetzt sagen, ich habe dich hinters Licht geführt. Natürlich will ich kein alkoholkranker Säufer werden. Das geht schon bei anfänglich der halben Menge. Nach zwei Monaten würde ich dann wahrscheinlich mit Arschschmerzen in einem Müllcontainer in einer Nebengasse von Bukarest aufwachen. Zumindest würde ich denken, es wären zwei Monate.

Das, was ich im ersten Teil dieses Beitrags erklärt habe, ist natürlich hanebüchen. Ganz klar. Außerdem ist guter Whisk(e)y nicht zum verschwenden, sondern zum langsamen genießen da. Kenner wissen das. Aber darum geht es hier gar nicht. Sondern um unsere Art, sich die Dinge immer so zurecht zu reden, wie wir sie brauchen.

Aber weniger, wie wir sie haben wollen. Und das ist der Unterschied. Man kann nämlich den größten Blödsinn rechtfertigen und irgendwie plausibel erklären. Politiker tun das jeden Tag. Warum? Weil es bequemer ist oder man sich aus der Verantwortung stehlen kann. Je nach dem.

Image by Dominic Lockyer (Fareham Wine Cellar)

Sobald man merkt, was es wirklich braucht, um eine Sache, ein Ding so hinzubekommen, wie wir es haben wollen, wird es ungemütlich. Ungereimtheiten treten hervor. Man merkt, dass man unwiderrufliche Entscheidungen getroffen oder die wichtigsten Dinge am Anfang vielleicht falsch (oder nicht richtig) bedacht hat. — Scheinbar.

Eigentlich sind wir zu bequem, um zu denken. (Um wiederum dadurch Korrekturen vorzunehmen.) Eingelullt von bisherigen Misserfolgen ist man zusätzlich gelähmt und blind gegenüber Möglichkeiten. Da ist es einfacher, man redet sich die Welt so wie man sie braucht.

Nicht ganz so einfach ist es, und bei weitem nicht ganz so schnell geht es, die Welt uns so zu machen, wie wir sie (mal) haben wollen. Aber Veränderung geht nur so. Denn das ganze alte Universum existiert nur, weil es sich ständig verändert. Dinge werden zerstört. Dinge entstehen. Du und ich, wir können beides gleichzeitig tun. Indem wir was aufbauen, zerstören wir automatisch etwas anderes damit. Da es zwar spielerisch, aber nicht ganz so einfach ist, macht es auch nicht jeder.

So Mr oder Ms Universum, wenn du bis hier her gelesen hast, dann gebe ich zu, dass du es bist, der jetzt eine Flasche Whiskey braucht… Bist du zum ersten Mal hier, dann brauchst du womöglich zwei.


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