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Channel: Klokain-Kartell
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Aus der Mode gekommen bedeutet Nische

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Image by Fang Guo of faungg’s photos

Interessant wäre mal, etwas zu tun, was völlig aus der Mode gekommen ist, nur um es dann wieder zu beleben. Gelingt dir das, dann kannst du deinen eigenen Spirit (also deine eigene unnachahmliche Art) mit hineinbringen. Und dieser Spirit kann ja durchaus Bestand haben, also nicht nur eine kurze Mode-Erscheinung bleiben. Wie? Erfinde oder arrangiere das alte und unmodische einfach neu, ganz nach deinem Gusto. Oder besser: Nach dem Gusto der letzten echten Liebhaber.

Ich gebe dir hier mal kurz drei Beispiel-Ansätze, wie man das machen könnte:

 

„Likörweine“ (aufgespritete Weine)

Ganz besondere Gerichte mit ebenso besonderen Geschmacksnoten sind solche, denen der Koch beispielsweise spanischen Sherry oder Manzilla, portugiesischer Portwein oder Madeira, französischer Muscat oder süditalienischer Mansala, also Süßwein zugibt. Diese Art der Verfeinerung ist schon lange aus der Mode gekommen. Genau wie diese Luxus-Getränke selber, die zum pur genießen gemacht sind. Nur so nebenbei: Trotz Minimalproduktion gibt es momentan ein Überangebot, welches auch die sehr hohe Qualität und das Spitzen-Preis-Leistungsverhältnis erklärt.

Wenn die oben genannten Genüsse zur Mode werden sollten, dann steigen die Preise um das vielfache. Und Nachschub ist nicht in Sicht, weil die Reifung viele Jahre dauert. Ein solches Modegetränk (schlechte Qualität, überzogene Preise, viele Neugründungen) ist derzeit als Beispiel Whisky.

Das Ziel könnte sein, eine neue Verwendung zu finden, für das, was reichlich da ist. Eine spezielle Zeremonie, wie man Likörwein trinkt. Ein einziges Rezept, dass man auf allen Medien verbreitet oder bloggt. In immer anderen Varianten (Port, Sherry, Masala etc.).

 

Technikfreie Konversation (soziale Interaktion ohne Smartphones)

Genug Leute regen sich (zurecht) darüber auf, dass alle nur noch auf ihre Smartphones starren, ohne von einander Notiz zu nehmen. So gibt es Orte, an denen es besonders auffällt. Bars, Pubs, Kneipen. Die Wahrheit ist, dass dort auch in heutigen Zeiten eher selten das Smartphone in Dauergebrauch ist. Es dient höchstens mal dem Informationsaustausch – ganz so wie früher die Serviette mit der Telefonnummer.

Trotzdem, als Marketinggag könnte ein listiger Lokalbetreiber zum Beispiel ein Smartphone-Verbot verhängen. Am besten gleich mit einem an der Wand gehängten Bußgeldkatalog, in dem die verschiedenen Arten der Störungen ebenso verschiedene Arten von Strafen beinhalten. Im Sinne der anderen Gäste versteht sich.

Das heißt, man darf sein Smartphone zwar mit hinein nehmen, es muss aber ausgeschaltet bleiben. Ein Verstoß dagegen bedeutet eine Runde für alle. Bei wiederholtem Verstoß muss der Störer die komplette Zeche aller Anwesenden übernehmen. Oder dem Wirt einen ausgeben, um ihn milde zu stimmen. Was für ein Spaß!

 

Shopping ohne Internet

Warum nicht Shopping mal als Kurzurlaub anbieten? Frauen würden es lieben. Speziell in einer Gegend und in eine Zeit, in der es sich genüsslich auf gute alte Art einkaufen lässt. Denn Erlebnisse zum anfassen mit echten Menschen und Kulturen sind es, die heute fehlen und daher das Besondere ausmachen.

Es gibt Wellness-Urlaube und Wochend-Trips in Großstädte. Letzteres geht schon in diese Richtung, wurde aber als Angebot noch nie richtig zu Ende gedacht. Da kann man kooperieren mit Warenhäusern, Tavernen, Frisören, Beauty-Salons und örtliche Händler, indem man eine nur an diesen Zweck gebundene Prepaid-Karte ausgibt. Und ganz besonders exklusive Angebote bekommt. (Ähnlich wie in den Travel Value Shops auf dem Flughafen.)

Gegen Aufpreis gibt es den Besuch einer Modenschau, eines Designstudios, eines Drogenlabors oder einer Waffenfabrik (irgendwas lustiges). Häßliche Frauen oder Gansgterbosse können es mit dem Wellness-Paket inklusive Gesichtsoperation kombinieren. Gegen geringen Aufpreis wird per Express-Transformation noch im gleichem Abwasch das Geschlecht mit umgewandelt.

Den kompletten Trip gibt es als Paket, als Geschenk, um jemanden eine Freude zu machen, der die sowieso gern einkaufen geht.

Dazu kommt noch das Flair des Ortes und eine Übernachtung in einem Shopper-freundlichen Hotel. Alles in allem steht hier nicht der Einkauf im Vordergrund, sondern das Erlebnis. Anfassen, Riechen, Reden. Ein Lieferservice kann die meisten (oder alle) erworbenen Artikel dann bequem nach schicken. Zum Wunschtermin.

Alles, wirklich alles ist auf den Shopper und dessen Annehmlichkeit ausgerichtet. Shuttle-Service inklusive. Das ist mehr als nur ein chicer Kurztrip nach Paris, Mailand oder Luhansk. Es ist Full-Service. Hotels in Las Vegas machen dies mit potenten Spielern schon seit den Siebzigern.

Es wird Zeit für eine neue Art von Erlebnis-Anbieter, der Frauen, Männer und Möchtegernfrauen auf diese Art einen Traum erfüllt.

 

Genug geträumt

Die Wirklichkeit ist, nichts ist komplett aus der Mode gekommen. Für beinahe jedes Produkt, jede Dienstleistung oder jede Kunst gibt es einen Markt. Die Frage ist nur, ob er ausreicht, ob es sich lohnt, ihn zu bedienen. Vieles braucht man nur neu zu arrangieren. Man könnte auch sagen ‚den Gegebenheiten oder den Gewohnheiten der Leute anpassen‘.

Anpassen heißt hier: Neu organisieren. Am besten die, die noch nicht (so) organisiert sind. Das können Endkunden sein. Am besten Liebhaber von etwas bestimmten. Es können aber auch Unternehmen sein – gerade dann, wenn du Endkunden im Visier hast (die diese Unternehmen noch nicht so im Visier hatten). Immer ganz im Sinne der eigenen Kunden, wie im Beispiel des Smartphone-Verbotes weiter oben.

Es könnte gut möglich sein, dass es dich erst braucht, damit ein bestimmter Kunde mit dem Angebot eines bestimmten Unternehmens zusammen kommt. Und umgekehrt. Was „Mode“ ist, bestimmst dann du. Das kannst du privat jederzeit tun. Oder als Angestellter, der sich dadurch bei seinem Boss unentbehrlich macht. Oder gleich als Künstler oder Unternehmer. Auf jeden Fall aber braucht es weder Dolcerone noch Gabbananini, sondern dich dazu.

[Einige Beispiele sind mit Ironie gewürzt und daher nicht ganz ernst gemeint.]

 


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