
Du bist auf einer Feier. So langsam kommt gute Laune auf, vor allem bei dir. Gerade als du in Fahrt kommst, zischt dich jemand mit verzerrtem Gesicht an: „Errr… nicht so laut Mann!“ Und die gute Stimmung (Zweck einer Feier) ist sofort hin.
Szenenwechsel. Du bist begeistert und sprühst vor Ideen. Deine Kreativität und deine Fähigkeit Assoziationen zu ziehen, wo andere keine sehen, die kommen gerade in Gang. Du hast das Gefühl, dass du einer großartigen Lösung auf der Spur bist. Und plötzlich unterbricht dich einer mit finsterer Miene und sagt: „Das stimmt aber nicht!“ oder „Glaubst du wirklich, du bist so schlau wie….!“ Oder richtig schlimm, er hat eine Weltsicht wie Adolf und schießt deine Ideen ab.
Szenenwechsel. Du sprichst vor einer Gruppe von Leuten. Vielleicht in einer Schulung, einer Party oder als Künstler (Musiker, Host, Stand-up) in einem Club. Dabei bist du lustig und humorvoll. Aber egal, wie gut du bist, dein Publikum starrt dich an wie einen Bestattungsunternehmer auf der Beerdigung, dessen Leichenwagen einen grinsenden Totenkopf als Firmenlogo hat. (Wenn ich Bestatter wäre, dann würde ich es tun. Unter dem Schädel käme dann noch Hammer und Schaufel über Kreuz.)
Szenenwechsel. Du lächelst nach einem vorangegangenen Gespräch weil dir gerade etwas lustiges dazu einfällt. Die Person dir gegenüber wirkt dadurch plötzlich verärgert, geradezu beleidigt und empört. Nur weil du lächelst. Obwohl die verärgerte Person auch nicht den geringsten Grund dazu hätte. Mehr noch, sie könnte mitlachen, wenn sie dir die Chance dazu geben würde. Tut sie aber nicht, weil sie in ihrem Hirn bereits eine völlig andere Szenerie vor Augen hat. Beispielsweise eine, in der über sie gelacht wird. Leute, die immer und überall das Böse vermuten, ticken so.
In allen vier Szenen hast du es mit Leuten zu tun, die dich ausbremsen. Die bremsen deinen Spaß aus, deine Kreativität, deine Lebenslust (und damit dein Leben als solches). Die bremsen dich. Solche Bremsen kommen meist aus den eigenen oder engeren Reihen (Verwandte, Bekannte, Kollegen). Diese Leute haben am ehesten ein Problem damit, jemanden aus ihrem näheren Kreis so zu akzeptieren, wie er ist. Es ist Geringschätzung. Nicht mehr und nicht weniger.
Zu häufig hat man es mit den falschen Leuten, an falscher Stelle zu falscher Zeit zu tun. Selten ist es harmonisch oder das Miteinander stimmig. Der Eine hat was, was dem anderen stört statt hilft oder beglückt.
Man selber fühlt sich schließlich wie jemand, der wieder mal falsch abgebogen ist und jedem weiteren überquerten Kreuzung mehr und mehr die Orientierung verliert. Obwohl man doch ein aktuelles Navi hat. Nur die Updates sind fehlerhaft.
Sinnbildlich gesprochen: Du willst zur Comi-Con nach San Diego, um einen Produzenten für Actionserien zu treffen um ihn bei der Arbeit zuzusehen und wunderst dich, dass du an einer bewaffneten Straßenkontrolle kurz vorm Donbass stehst. Auch wenn die Leute in beiden Szenerien ähnlich aussehen, es ist nicht dasselbe. Beide fargen dich: „Willst du Urlaub machen?“ Aber meinen was unterschiedliches.
Du bist (schon wieder) bei den Falschen gelandet. Weil du auf die falschen gehört hast. Auch wen du ihnen nicht glaubst und ein komisches Gefühl hast, das hören reicht völlig aus. Falsch führt zu Falsch.
Geht es auch richtig?
Mensch denkt, Gott lenkt
Oft kannst du dir die Leute nicht aussuchen, mit denen du zu tun hast. Und die passenden Leute zu finden kann manchmal in Arbeit, Stress und Enttäuschung ausarten. Ich weiß, wovon ich rede.
Das einzige, was du tun kannst, ist, sobald Ruhe einkehrt, aufhören, dir jegliche Gedanken zu machen. Weder über die falschen noch über die richtigen Leute. Inklusive dich selbst. Abschalten, und zwar rigoros. So lange und so oft wie möglich. Denn dann erst wird dir langsam klar, was schief lief.
Wie willst du auf Eingebungen und geniale Lösungen kommen, wenn alles, was in deinem Kopf vorgeht in gewisser Weise von anderen Leuten bestimmt wird? Nach außen bist du vielleicht unangepasst, also schon du selbst. Das ist gut.
Aber im Inneren verdeckt noch der Dreck anderer Leute (kommt aus deren Mund), deine Wahrnehmung einer höheren Weisheit oder gar Erkenntnis. Jene kannst du nur frei von Gedanken empfangen. Die Sicht auf dein inneres Navi muss frei sein.
Schon bei der schieren Absicht, etwas „geniales zu empfangen“, kann dich keiner mehr ausbremsen. Der Rest ist Zufall. Es fällt dir alles zu, wonach oder wem du sonst hinter her gerannt bist. Das Geheimnis? Du richtest dich neu aus, nach einem unfehlbaren Navi. Dieses Navigationssystem und dessen Infos musst du kommen lassen. Deshalb die Ruhe, der Stop.
Der erste, der eigentlich bremsen müsste, bist du. Bevor du – auf den richtigen Kurs, nach den korrekten Koordinaten – weiterfährst. Hellwach und ausgeruht.
Was ich hier eben beschrieben habe ist eine hohe Kunst. Und Kunst sollte, wenn du Künstler sein willst (also nachhaltig davon leben willst), in erster Linie völlig sinnlos erscheinen dürfen. Eben nicht berechnend im „Sinne“ von Wirkungen, Resultate, Ergebnisse und Erfolge. Letztere lassen sich bei Kunst nicht erzwingen. Schon gar nicht auf direktem Wege. (Den richtigen Weg erkennst wie oben beschrieben.)
Aber vorher gilt: Bremsen.