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Channel: Klokain-Kartell
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Es ist ganz schön anstrengend, normal zu sein

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Image by ClaMar.06 (CC BY-NC 2.0)

Stell dir vor, du bist unter Leuten, die sich gesellschaftlichen Normen unterordnen und ihresgleichen kopieren. Also langweiligen Spießern.

Du bist ja nicht freiwillig bei denen. Aber wie wir wissen, zwingt dich der Alltag manchmal dazu.

Wenn du mit denen mithalten willst, um normal, im Sinne von unauffällig oder angepasst zu sein, wird dich das schnell ermüden oder in den Wahnsinn treiben. — Gerade weil du deutlich anders drauf bist als die. Und auch nicht der Typ bist, der sich gegen seine Natur lange verbiegen sollte.

Selbst wenn du ruhig bist, wirst du das Gefühl nicht los, trotzdem zu stören.

Denn unbewusst merkst auch du, dass du trotz aller Anstrengung irgendwie immer noch auffällst oder herausragst.

Dann kannst du auch gleich deinen wahren Charakter zeigen. Allerdings ist das nicht so einfach.

Ein bisschen Übung, also Praxis, kann nicht schaden. Genauso wie die Erkenntnis, warum wir uns unter Spießern unwohl fühlen oder unnatürlich nervös sind.

 

Du bist der Hingucker und deshalb verboten

Vielleicht drehen sich die Leute nicht jedes Mal nach dir um. Aber sie staunen, wundern sich und bewundern dich.

Eine sichtbare Eigenständigkeit kann für dich ganz nützlich sein. Sie zeigt nämlich deinen eigenen Stand, deine Einstellung oder Gesinnung und dass du kein übliches Rad im System bist. Du bist dein eigenes ‚System‘. Damit signalisierst du auch unbewusst, dass du dir Freiheiten erlaubst, die sich andere Leute verbieten.

Das bringt dir eine Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit, mit der du lebst.

 

Am besten erlaube dir das, was Langweiler sich verbieten

Es ist sogar erlaubt, extrem schrullig zu sein. Du wirst keinen Strafzettel kriegen, wenn du zwei verschieden farbige Schuhe anziehst und jeden Tag einen anderen Akzent sprichst.

Dir liegt sicher was (anderes), also warum lebst du dich nicht aus?

Einerseits lebst du selber damit viel entspannter und andererseits wünschen sich die anderen das auch für sich. Aber nur heimlich, denn die können es nicht, weil sie es sich verbieten.

Genau dieses Verbieten zwing jene, sich entgegen ihrer eigenen Persönlichkeit zu verbiegen. Und das kostet. Das kostet Kraft, Nerven und somit Lebensqualität. Das kostet das Leben an sich.

Selbst ein Schauspieler in seiner schrägsten Rolle ist dabei mehr sich selbst als diese eben erwähnten Langweiler.

 

Robert De Niro

Offen gesagt, und das ohne ein „womöglich“, ein „vielleicht“ oder sonst einen juristisch wasserdichten Konjunktiv zu nutzen, schreibe ich frei und direkt heraus:

Der Mann hat voll einen an der Klatsche. Und genau deshalb spielt er solche Typen. Und deshalb ist, oder war, er als so jemand gefragt und beliebt. Und wie ein Mensch sich im Laufe seines Lebens verändert, so ändern sich seine Umstände.

So, wie sich die Rollen eines gut beschäftigten Schauspielers eben auch ändern und variieren.

Selbst als Psychopath ist De Niro noch er selbst. Genauso wie als wortkarger Menschenfeind oder sogar als „langweiliger Spießer“, der alles andere als auffällt. Das ist ja dann das auffallende.

Damit tut er beruflich erfolgreich genau das Gegenteil dessen, was die oben am Anfang erwähnten Spießer und Langweiler versuchen. Die aber halten sich klein.

De Niro ist von Natur aus so. Irgendwie klein, abweisend oder nervig. Der fällt einfach von einem Extrem ins andere.

Kurz, er steigert sich vielleicht in eine bestimmte Rolle (Teil seiner Persönlichkeit) hinein, aber er strengt sich nicht an, jemand anderer sein zu wollen, der er nicht ist. Er kramt diesen oder jenen Teil von sich nur heraus. Gern auch mehrere gleichzeitig.

 

Dustin Hoffman

Der spielt in der gleichen Liga und ist zwar ein bisschen älter, verhält sich aber jünger. Hoffman ist der angenehme Gegenentwurf zum maulfaulen Warzen-Bobby. Dusty ist gesellig und gesprächig. Weil er – genau wie Psycho-Bob – 110% er selbst ist. Immer. Sogar als Autist in Rain Man oder als Mannfrau in Tootsie.

Was? Gesprächig und autistisch? Gleichzeitig und ohne zu „spielen“? Ja. Und zwar darum:

Jeder, der freundlich und gesprächig ist, der hat auch seine sehr abwesenden, nach innen gekehrten Momente. Die braucht er, wie der Bär seinen Winterschlaf. Und das kenne ich auch von mir selbst. Das stellt auch einen Ausgleich zu dem ansonsten offenen Wesenszug her.

Wie wir schon wissen, hat jeder mehrere Seiten. Nur Schauspieler kitzeln dabei die Extreme heraus und spielen daher eher ungern ausgeglichene Charaktere. Aber die einzelnen Charaktere sind bei Dusty anders als bei Bobby.

Wenn ich Robert De Niro sehe, dann habe ich immer das Gefühl, dass ich den nicht begegnen will. So einen habe ich nämlich schon als Nachbar. Den sehe ich täglich, oft mehrmals, auch beim Einkaufen. Es ist (mir) unmöglich, ihm aus dem Weg gehen. Der reicht mir ehrlich gesagt.

Egal, welche Seite ich von De Niro erlebe, er ist mir immer unsympathisch. Trotzdem sehe ich ihn als interessanten Charakter sehr gern (als Beobachter, Zuschauer — ganz in De Niro’s Sinne) und habe einige seiner Filme. Warum? Weil er als Schauspieler sehenswert und damit gut genug ist.

Und Dustin Hoffman? Das ist der Mann, zu dem ich gern Vati sagen würde.

Beide sind sehenswert, sind Hingucker, da sie unverstellt und daher unangestrengt Seiten ihrer Persönlichkeit zeigen.

Und keiner kann mir erzählen, dass beide normale Leute sind. Hollywood-Legenden sind keine normalen Leute.

 

Warum ist es denn nun so anstrengend, normal zu sein?

Weil es praktisch unmöglich ist.

Besser, du lässt dich selbst in all deinen Varianten von der Leine.

Wetten, dass du dann interessanter für andere wirst? Und damit meine ich weniger für die Spießer.

Aber wer nur normal sein will, der verbietet sich selbst …zu sein. Du willst doch jemand sein, oder?


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