Mal angenommen, so eine Schwedische Akademie will mir verklickern, dass ich für meine Verdienste innerhalb der deutschen Blogosphäre den Literaturnobelpreis verliehen bekomme.
Gern! Denn Bloggen ist eine Form der Literatur. Und sowieso: Ich hielt mich in meinem Größenwahn ja schon immer für den Bob Dylan unter den deutschen Bloggern. Warum?
Es ist schön dunkel hier
Mit 700 Posts gehöre ich zu den Top-Bloggern In D. Außerdem blogge ich ja gegen das System und so. Kommentare sind nicht erlaubt. Ich bin selten woanders zu sehen, außerdem wirkt das ganze durchaus schräg und soziophob.
Zumindest sieht es in den Sozialen Medien danach aus. Und wenn das Telefon klingelt, bekomme ich das nicht einmal mit. — Stummschaltung.
Falls es wider erwarten bei mir an der Tür klopft, dann halte ich die Luft an und verharre solange in Bewegungslosigkeit, bis der Störer aufgibt, weil er annimmt, niemand wäre da….
Spaß beiseite. Eigentlich ist es umgekehrt. Ich bin eher eine Art Forrest Gump und gehe naiv-aktiv auf Leute zu, die ich interessant finde. (Siehe auch vorletzten Absatz weiter unten.) Einige Klein-Blogger habe ich hier schon mal mit Beiträgen geehrt. Die haben sich dann verhalten wie Bob Dylan, nur mit dem Unterschied, dass jene bis dato völlig erfolglos waren. Und sie sind es immer noch. Deren Blogs sind tot, sprichwörtlich inaktiv. Ich habe sie ‚wegretuschiert‘.
Denn, eine 75-jährige nonkonformistische Musik-Legende, die es noch nie nötig hatte, sich zu verbiegen und ein angepasster Jungspund, der nur den schnellen Erfolg will, der dann – Überraschung – nicht kommt, sind nicht dasselbe.
Die Zeiten sind auch andere. Bob hat durchaus Freundschaften gepflegt. Und John hatte er nie einen Wunsch ausgeschlagen, selbst wenn es ihm gehörig gegen den Strich ging. Aber, wenn Leute, die Bob nicht kennen, ihn ohne zu fragen in deren Schublade (Literatur) stecken wollen, in die er nicht rein gehört? Was soll er da sagen? Nichts.
Was soll mit ihm sein? Nichts. Denn Bob ist Bob. Abgehobene Akademiker wissen das nicht und interessieren sich nicht für Personen. Aber ich nehme an, sie schmücken sich ganz gern mit berühmten Namen. [Das können wir hier auch…]
Wenn die Schweden sich gnädig herabgelassen und statt Bob Dylan, sagen wir mal, irgend einen kleinen dänischen Musiker den Preis gegeben hätten, der wäre 100%ig gekommen. Ich habe 1990 in Amsterdam mal mit so jemanden ein paar Bier getrunken. Und nachdem der sich ausgiebig über meinen Spitznamen lustig gemacht hat, kamen wir auf ein ähnliches Thema wie Preisverleihungen und dass manche diese ablehnen. Da verriet er mir, er würde jeden Preis annehmen. Jeden. Zur Not auch auch einen für Physik. Falls du einen Preis zu vergeben hast, der Mann kommt.
So, jetzt ist es 1 Uhr nachts und in Amerika gerade später Nachmittag. Ich ruf‘ mal Onkel Bob an. Vielleicht redet der auch mit mir. Dann sag‘ ich ihm, die Schweden sind doof.